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Expedition Arbeit


May 27, 2022

Show Notes zur Sendung 129 "Management-Moden"

Für Kleidungsmoden gibt es drei Theorien[3]:

  1. die trickle-down theory:[4] untere soziale Klassen imitierten die Gebräuche der höheren was jene zwingt, sich laufend anders zu kleiden um Differenzierung unten/oben und damit die bestehende soziale Distanz aufrecht zu erhalten.
  2. die collective selection theory:[5] Auswahlmöglichkeiten werden durch Kosten oder Verfügbarkeit reduziert und gewähren wenigstens für einen absehbaren Zeitraum Stabilität.
  3. die marionette theory[6] erklärt Moden als das natürliche Ergebnis des Kapitalismus, als die Manipulation des Konsumenten durch Massenmedien, Werbung und Hersteller weil alle Teilnehmer von immer neuen Modewellen profitieren.

Moden funktioniert also so lange, wie alle Teilnehmenden einer in-group davon Nutzen haben. Die Aufmerksamkeit der Arena wandert weiter, sobald eine nächste Methode noch mehr Differenzierung, Effizienz oder Zeitgeist verspricht.

 

3 Schnierer, Thomas. 1995. Modewandel und Gesellschaft: die Dynamik von „in“ und „out“. Opladen: Leske + Budrich.

4 McCracken, Grant. 1985. „The Trickle-Down-Theory Rehabilitated“. In The Psychology of fashion, 39–54. The Advances in retailing series. Lexington, Mass: Lexington Books.

5 Blumer, 1969 - auf S. 283 wird Zeitgeist erwähnt, Blumer war deutschstämmig und lehrte in Berkeley. Eine Kernaussage ist ‘fashion performs in a moving society a function which custom performs in a settled society’ (S. 289). Blumer, Herbert. 1969. „Fashion: From Class Differentiation to Collective Selection“. The Sociological Quarterly 10 (3): 275–91. https://doi.org/10.1111/j.1533-8525.1969.tb01292.x.

6 Berger, Arthur Asa. 1992. Reading matter: multidisciplinary perspectives on material culture. New Brunswick, U.S.A: Transaction Publishers.

 

Seit mehr als dreissig Jahren ist ausgeforscht, welche Zutaten ein Management-Blockbuster braucht:[17]

  •     Ein blinder Fleck und bislang ignorierter Umstand.
  •     Sofortiges Handeln: eine drohende Krise ist so furchterregend, dass ohne Verzug gehandelt werden muss.
  •     Geteilte Werte stehen auf dem Spiel, präsentiert als cleverer Mix aus Einfachheit und Mehrdeutigkeit[18]
  •     Entdeckt in der Praxis von herausragenden Führungspersönlichkeiten, eine Prise Wissenschaft hilft der Glaubwürdigkeit.
  •     Umsetzung nur mit Experten zügig möglich: wäre es einfach, könnte es jeder.

Das Ansinnen muss einfach und verständlich formuliert sein. Kurze Sätze und keinesfalls akademischer Jargon. Der Autor kommt aus der Praxis und formuliert für seine peer group, verwendet aus Sitzungen und Seminaren vertraute Formate und Charts. Wesentlich: das Timing muss passen, der Nerv des Zeitgeist will getroffen werden.[19]

Diese Eigenschaften decken sich mit den Bedürfnissen der Teilnehmer der Arena. 'Blinder Fleck' und 'sofortiges Handeln' erlauben emotionalisierten Alarmismus und lose Forderungen in die Weite des sozialen Diskursraumes. 'Geteilte Werte' koppeln und gestatten jedem Teilnehmenden Anschluss, Teilhabe, das Mitreden oder wenigstens das Signalisieren flüchtiger Zustimmung. 'Herkunft aus der Praxis' stiftet Vertrauen, die Referenz zu 'Studien' adelt den praktischen Handwerker. Die Nennung von 'Experten' wiederum öffnet die Tür für kommerzielle Dienstleistungen beliebiger Qualität. In der Manege freuen sich alle Teilnehmer: jede/r bekommt, was benötigt wird.

17 Abrahamson, Eric. 1996. „Management Fashion“. The Academy of Management Review 21 (1): 254. https://doi.org/10.2307/258636. siehe auch Eccles, Robert G., Nitin Nohria, und James D. Berkley. 1992. Beyond the hype: rediscovering the essence of management. Boston, MA: Harvard Business School Press.

18 Clark und Salaman, 1996 - zitiert nach Kieser, Alfred. 2020. „Kann man Managementprobleme im Prinzip so diagnostizieren und ‚heilen‘ wie die Probleme von Patienten? Zur Kritik des Evidenzbasierten Managements“. BFuP - Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis 2020 (06): 601–22. https://www.researchgate.net/publication/348834976_Kann_man_Managementprobleme_im_Prinzip_so_diagnostizieren_und_heilen_wie_die_Probleme_von_Patien-_ten_Zur_Kritik_des_Evidenzbasierten_Managements.

19 Roberts, Joanne. 2005. „The Ritzerization of Knowledge“. Critical Perspectives on International Business 1 (1): 56–63. https://doi.org/10.1108/17422040510577906. sowie Peters, Thomas J., und Robert H. Waterman. 1983:488. In Search of Excellence: Lessons from America’s Best-Run Companies. London]: Profile Books.

 

kne:buster - ein Podcast-Satelliten-Experiment mit Stefan Knecht und Alex Jungwirth

Expedition Arbeit, das heißt auch: Immer wieder Experimente, mal fast unmerkliche Veränderungen in der Community, mal gewagte Neuheiten, manchmal einfach das kreative Stochern im Nebel oder das lustvolle Ausprobieren dessen, was Spaß und Spannung verspricht. 

Stochern, Spaß und Spannung, das wird es bis auf Weiteres donnerstags geben, im Kurz-Podcast-Gesprächs-Format  “kne:buster”. Der Titel enthält den Namen des Gastgebers, Stefan Knecht und die Funktion des “busting”, was irgendetwas zwischen “auf den Arm nehmen”, “Pleite gehen” und “sprengen” bedeutet. Im Kern geht es um die Aufdeckung von Mythen, einem Hobby, dem Stefan Knecht schon seit geraumer Zeit krawallfrei aber messerscharf und wissenschaftlich fundiert auf seiner Seite digitalien.org betreibt. Seit nun schon langer Zeit regelmäßig dabei ist ein weiterer “pragmatischer Skeptiker” namens Alexander Jungwirth. Alex ist den Hörerinnen und Hörern des Mitglieder Radios aus seiner Audio-Kolumne “Linzer Worte” bestens bekannt und fungiert im Duo Jungwirth & Knecht tendenziell als der Fragesteller an den Viel- und Intensiv-Leser Knecht. 

Wer beim lustvollen Dekonstruieren lauschen will, ist herzlich eingeladen. 

 

 MITGLIED WERDEN

Expedition Arbeit wünscht sich viele, neue Mitglieder: Denn dann können wir gemeinsam mehr bewirken, außerdem schaffen wir nur ab einer gewissen Größe die gewünschten Netzwerk- und Matching-Effekte. Vor allem aber glauben wir, dass wir nur mit ganz vielen auch ganz viel in Sachen sinnstiftender, selbstbestimmter und wirksamer Arbeit erreichen können. 

Mitglied werden ist einfach. Kündigen übrigens auch. Weil es eben kein Abo ist, sondern eine Mitgliedschaft. Alles dazu findet Ihr auf unserer Website www.expedition-arbeit.de oder direkt auf der Crowdfunding-Plattform Steady: https://steadyhq.com/de/expeditionarbeit/about

Kommt an Bord, seid dabei, lasst uns etwas bewegen!

 

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